Bislang nutzen die Alstom-Mitarbeiter die Kantine auf dem benachbarten ABB-Gelände mit. Beide Werke sind mit einem Tunnel unter der Bundesstraße B 38 miteinander verbunden, den die Mitarbeiter wegen des Kantinenzugangs gerne "Speiseröhre" nennen.

Die gemeinsame Nutzung hat historische Gründe, da beide Werke bis Ende der 80er Jahre zum damaligen Industriekonzern BBC gehörten. Auch viele Mitarbeiter des Mannheimer Bombardier-Standortes, der ebenfalls zu BBC gehörte, kommen seit neuestem per Bus wieder täglich in die ABB-Kantine. Das lässt sich ABB natürlich bezahlen, weshalb es bei Alstom zunächst geheißen hatte, der Bau einer eigenen Kantine würde sich bereits nach zwei bis drei Jahren auszahlen. ABB wollte sich gestern nicht äußern, da es sich um "Unternehmensinterna" handele. Alstom werde sich an ABB wenden, wenn es aus deren Sicht notwendig sein sollte, so eine Sprecherin.

Der Kantinen-Bau wäre ein weiterer Schritt der Loslösung von ABB gewesen. Bereits 2008 hatte Alstom den Ausbildungsverbund mit dem Nachbarn gekündigt, weil ABB seine Ausbildungswerkstatt von Mannheim nach Heidelberg verlegt hatte.

Unterdessen haben die Alstom-Mitarbeiter ihre Proteste an Tor 8 des Mannheimer Werksgeländes vorerst beendet. Die Geschäftsführung habe signalisiert, Gespräche führen zu wollen, sagte gestern Betriebsratschefin Elisabeth Möller. Zudem soll es in Kürze eine Betriebsversammlung geben. Die Belegschaft hatte aus Sorge vor einer Verlagerung der Produktion in die USA tagelang Lkw blockiert, die Turbinenteile zur Weiterverarbeitung aus dem Werk bringen sollten. Noch immer ist unklar, wie diese Proteste arbeitsrechtlich zu bewerten sind.

Alstom leidet unter einer Auftragsflaute und will Kapazitäten abbauen. "Dem Betriebsrat liegen seit längerer Zeit schon inoffiziell Informationen vor, dass weitere Restrukturierungsmaßnahmen in allen Sektoren geplant sind", hieß es gestern in einer Betriebsratsinformation für die Mitarbeiter.

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 24. 4. 2014