Alstom: Rund 2000 Teilnehmer bei Protestkundgebung / Ton wird deutlich schärfer

Massendemo gegen Jobabbau

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros

Mannheim. Mit einer der größten Protestkundgebungen in der Geschichte des Standortes haben die Alstom-Mitarbeiter in Mannheim gestern gegen die Sparpläne des Managements demonstriert. Nach Angaben von Betriebsrat und Polizei zogen rund 2000 Mitarbeiter vom Werk im Mannheimer Stadtteil Käfertal bis zur Innenstadt. Bundesweit sollen es über 5000 Teilnehmer gewesen sein. Sie forderten lautstark den Erhalt aller deutschen Standorte und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Zuvor hatte Thomas Fligge, Chef von Alstom Power Systems, die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung über die Sparpläne informiert.

Sie sind in Grundzügen schon seit längerem bekannt: Der Alstom-Konzern will wegen der schwachen Auftragslage weltweit in seiner Energiesparte rund 4000 Arbeitsplätze streichen. In Deutschland sind einem internen Papier zufolge 589 Stellen bedroht, 474 davon im größten Werk Mannheim. Daneben stehen noch 75 Jobs am Standort Düsseldorf und 40 in Bammental bei Heidelberg auf der Kippe.

„Strategielose Pläne”
Betriebsrat und IG Metall bezeichneten diese Pläne gestern als „strategielos” und kündigten an, die Proteste „massiv” auszudehnen, falls die Konzernleitung an ihnen festhalte. Der Konzern schwäche sich durch die Sparmaßnahmen selbst. Die Arbeitnehmervertreter plädieren dagegen für den Einsatz von Kurzarbeit und Maßnahmen wie Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen. Insgesamt arbeiten derzeit rund 2300 Mitarbeiter für Alstom in Mannheim.

Unternehmenssprecher Immo von Fallois sprach von einer „sehr emotionalen und bewegenden Debatte” während der gestrigen Betriebsversammlung. Es gehe nun darum, gemeinsam eine tragfähige Lösung für den Standort zu finden: „In welchem Umfang das einen Personalabbau zufolge hat, muss man dann sehen”, so von Fallois. Es sei jedenfalls „noch nichts entschieden”, betonte er. Man bemühe sich weiterhin um „sozialverträgliche Lösungen”.

Betriebsratschef Udo Belz wertete die hohe Beteiligung an den Protesten als „guten Ausdruck der Stimmung” am Standort. „Die Leute haben einfach Angst um ihren Arbeitsplatz”, meinte Belz. Er fühle sich durch die vielen Teilnehmer in seiner Position gegenüber dem Management zudem gestärkt: „Zu einer solchen Protestkundgebung gehen schließlich Mitarbeiter nur dann, wenn sie hinter dem Betriebsrat stehen”.

Man werde in den kommenden Wochen auf europäischer Ebene auf eine Rahmenvereinbarung drängen, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, so der Betriebsratschef weiter. „Und dann müssen wir sehen, was passiert, wenn sich das Management nicht auf eine solche Reglung einlässt”.

Mannheimer Morgen, 3. November 2010


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