Gewerkschaften: Bei der Kundgebung zum Tag der Arbeit dreht sich vieles um den Mannheimer Alstom-Standort / Rund 1400 Teilnehmer an Demonstration
„Wer nicht kämpft, hat schon verloren”
"Résistance - Widerstand", dieses große Banner wird seit Jahren bei jeder Demonstration zum 1. Mai mitgetragen. In diesem Jahr hat das rote Plakat wieder eine ganz besondere Bedeutung, angefertigt haben es Alstom-Beschäftigte, die es gestern bei der traditionellen Demonstration zum 1. Mai durch die Stadt trugen. Rund 1400 Menschen waren zu der Demo und der Kundgebung gekommen - im strömenden Regen.
Eigentlich hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) andere Themen für den Tag der Arbeit in den Mittelpunkt gerückt. Den Mindestlohn und die Veränderungen bei der Rente wollte man feiern und auf die Bedeutung von Europa hinweisen. Beides musste warten. Zuerst ging es um Alstom. Der französische Konzern befindet sich in erheblichen Schwierigkeiten, sowohl das Unternehmen General Electric (GE) aus den USA als auch Siemens wollen Alstom ganz oder teilweise übernehmen. Und die fast 2000 Beschäftigten im Mannheimer Werk fürchten um ihre Arbeitsplätze.
IG Metall will Angebote prüfen
"Wir werden immer wieder gefragt, welchen Übernahmekandidaten wir bevorzugen würden", sagte Klaus Stein, zweiter Bevollmächtigter der Mannheimer IG Metall, in seiner Rede. "Wir haben keine Präferenz, wir sind ja noch nicht mal in der Kennenlernphase." Für die IG Metall sei entscheidend, die Angebote in den kommenden Wochen genau zu prüfen, "und zwar unabhängig von den Firmennamen und den Herkunftsländern". Maßgeblich sei dabei auch die Sicherheit der Arbeitsplätze.
Dabei dürften aber Beschäftigungszusagen nicht nur für Teile der Belegschaft in bestimmten Ländern gelten, sagte Stein. "Wenn, dann muss das für alle Belegschaften gültig sein." Stein dankte Oberbürgermeister Peter Kurz, der die Beschäftigten bei Alstom "von Anfang an unterstützt" habe.
Auf dem Podium werden Reden gehalten, weiter hinten spricht Manfred Weyand mit Kollegen. Jedes Jahr sei er auf dem Marktplatz dabei, sagt er, "es ist einfach wichtig, für seine Rechte einzustehen". Zurzeit hat Weyand ein besonderes Anliegen, er arbeitet bei Alstom. "Das ist schon unbefriedigend, man weiß nicht, wie es weitergeht und kann sich doch fast sicher sein, dass es Arbeitsplätze kosten wird."
Einige Meter daneben stehen Hans-Peter Illert und Martin Paraszezec, beide ebenfalls von Alstom. Fast 50 Jahre hat Illert dort gearbeitet, seit Anfang des Jahres ist er im Ruhestand. Trotzdem will er noch für seine Kollegen kämpfen, "darum bin ich jetzt ja hier. Wer nicht kämpft, hat doch eh schon verloren", sagt er. "Aber von den Jungen ist halt kaum einer hier, dabei geht es doch um die, und nicht mehr um mich."
Die Hauptrednerin des Tages, Edeltraud Glänzer, stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) stellte zuerst das Erreichte in den Mittelpunkt ihrer Ansprache. Besonders die Einführung des Mindestlohns lobte sie als "großes Reformvorhaben". Allerdings bekräftigte sie die Gewerkschaftsforderung, dass der Mindestlohn flächendeckend und ohne Ausnahmen umgesetzt werden müsse.
Zudem warnte Glänzer vor zu viel Ehrgeiz bei der Energiewende. "Es wäre völlig absurd, wenn Arbeitsplätze jetzt durch eine einseitige und überteuerte Energiewende verloren gingen". Die energieintensive Wirtschaft dürfe nicht von der Energiewende bedroht werden.
Stimmen bei der Mai-Demonstration
"Ich hoffe, dass General Electric (GE) Alstom übernimmt, dass Mannheim die Europa-Zentrale von GE und bei uns investiert wird" (Martin Paraszezec, Alstom-Mitarbeiter).
"Wir sind aus Tradition hier. Es geht an diesem Tag darum, kritische Forderungen öffentlich zu machen. Ich denke etwa an die schlechten Arbeitsbedingungen durch die Globalisierung" (Sabine Bussmann).
"Hopp hopp hopp, Abbau-Stopp (Sprechchor).
"Da wird zurzeit auf allen politischen Ebenen am großen Rad gedreht" (Reinhold Götz, IG Metall-Chef Mannheim, zu Alstom). bro
© Mannheimer Morgen, Freitag, 02.05.2014