Alstom: Konzernbetriebsrat sorgt sich um heimische Standorte im Zuge des Kaufes durch GE / Geschäftsführung hält sich weiter bedeckt
„Deutschland spielt bei Übernahme keine Rolle”
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros
Mannheim. Der Konzernbetriebsrat von Alstom in Mannheim hat eindringlich vor einem Bedeutungsverlust der deutschen Standorte im Zuge der Übernahme durch General Electric (GE) gewarnt. „Auf Managementebene werden die Weichen bereits gestellt und die Lead-Funktionen und Ländersitze sowie die Aufgabenverteilung für die Zukunft vorgenommen”, schreibt die Arbeitnehmervertretung an die Belegschaft. „Wie aus Veröffentlichungen im Alstom-Intranet zu lesen ist, spielt Deutschland dabei überhaupt keine Rolle”.
Alstom beschäftigt in Mannheim rund 1800 Mitarbeiter, in der Stadt ist unter anderem der Deutschlandsitz. Voraussichtlich im Sommer wird die Alstom-Energiesparte, zu der Mannheim gehört, für rund 12,4 Milliarden Euro an den US-Konzern fallen. Anfang der Woche wird die noch ausstehende Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter zu dem Verkauf erwartet, derzeit gilt es aber als wahrscheinlich, dass die Behörde eine genauere Untersuchung der Angelegenheit einleiten wird. Der Markt für Energieturbinen ist weltweit bereits stark konzentriert und weder Alstom noch GE hatten bislang irgendwelche Zugeständnisse angekündigt.
Über die Auswirkungen der Übernahme auf das Mannheimer Werk war bislang nur spekuliert worden. Gespräche auf nationaler Ebene, wie es mit den einzelnen Standorten und den Beschäftigten weitergeht, hätten bisher überhaupt noch nicht stattgefunden, schreibt der Betriebsrat an die Belegschaft. „Die Unternehmensleitung verweigert jegliche Aussage bezüglich der Arbeitsplätze und Zukunft der Beschäftigten in Deutschland und am Standort Mannheim.” Auch eine Nachfrage dieser Zeitung ergab gestern wenig Konkretes: „Alstom und General Electric sind derzeit auf den Integrationsprozess fokussiert, und die kartellrechtlichen Prüfungen der Übernahme dauern an. Vor dem offiziellen Closing, das für den Sommer 2015 erwartet wird, agieren beide Unternehmen unverändert als Wettbewerber im Markt.”
Die laufenden Metall-Tarifverhandlungen hätten für die Alstom-Belegschaft deshalb eine ganz besondere Bedeutung, so der Betriebsrat, denn: „Die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, die Anerkennung von Tarifverträgen, Mitbestimmung, Arbeitnehmervertretungen, Betriebsvereinbarungen sowie Beschäftigungssicherungen sind bei General Electric keine Selbstverständlichkeit.”
Die Arbeitnehmervertreter forderten deshalb eine bessere Beteiligung am GE-Übernahme- und Integrationsprozess, die Beibehaltung aller Funktionen und Fähigkeiten in Deutschland, eine Übernahme von Tarifverträgen sowie den Abschluss von Standort- und Beschäftigungssicherungsvereinbarungen. Die IG Metall Mannheim sagte umgehend ihre feste Unterstützung zu.
© Mannheimer Morgen, Freitag, 20.02.2015