Soz Nr. 06/2014

Résistance: Unsere Chance!

Gespräch mit Wolfgang Alles

Anfang Mai machte bei der Alstom-Belegschaft in Mannheim die Nachricht die Runde, dass der Kündigungsschutz und die Beschäftigungsgarantie für die Belegschaft beendet werden soll. Er hatte die Arbeitsplätze bis Ende 2014 gesichert und hätte gemäß der Vereinbarung, die vor einigen Jahren abgeschlossen worden war, verlängert werden müssen. Davon wollte die Geschäftsleitung angesichts der Lage des Konzerns nun nichts mehr wissen.

Seit Wochen gab es Gerüchte, Protestaktionen, Belegschaftsversammlung und Demonstrationen. Eine Zerschlagung des Konzerns und eine Schließung von Standorten will die Belegschaft in Mannheim nicht kampflos hinnehmen. Solidarität gibt es von anderen Standorten, die ebenfalls von den Übernahmeplänen durch General Electric bzw. Siemens betroffen wären. Die SoZ sprach darüber mit Wolfgang Alles, aktiver IG Metaller bei Alstom in Mannheim.

[SOZ] Weil ihr eine lange und kämpferische Geschichte habt, wäre es gut, zu Anfang einmal einige Tatsachen zu wiederholen, um den Leserinnen und Lesern auf die Sprünge zu helfen. Was wird in Mannheim hergestellt? Wie hat sich der Arbeitsprozess in den letzten rund 30 Jahren entwickelt?

[Wolfgang Alles] Das Mannheimer Werk ist vor allem im konventionellen Kraftwerksbau tätig. Es werden insbesondere große Gas- und Dampfturbinen hergestellt. Langjährige Erfahrungen und Fachkompetenzen in allen Bereichen des Kraftwerksbaus sind dort angesiedelt (z.B. Planung, Engineering, Konstruktion, Produktion, Vertrieb und Service).

Der über 110 Jahre alte Betrieb wird seit etwa 30 Jahren von ständigen «Restrukturierungen» gebeutelt. Dies hatte zur Folge, dass zum Beispiel die Konstruktion und Fertigung von großen Transformatoren- und Generatoren geschlossen wurden, die Fertigungstiefe im Bereich der mechanischen Bearbeitung massiv reduziert und Arbeit in indirekten Tätigkeiten stark abgebaut wurde. Die verbliebenen Bereiche sind zudem ständigen Rationalisierungsprozessen mit meist negativen Folgen für Menschen und Produkte unterworfen.

MM 30. 5. 2014In Mannheim wird seit Monaten für den Erhalt der Jobs gekämpft. © prosswitzAlstom: Konzernchef Kron verteidigt Wegfall des Kündigungsschutzes  / General Electric verspricht in Frankreich 1000 neue Stellen

Betriebsrat lehnt Siemens und GE ab

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros

Mannheim. Der Konzernbetriebsrat von Alstom in Deutschland hat sich im Übernahmekampf um den französischen Konzern gegen beide Interessenten – Siemens und General Electric (GE) – ausgesprochen. „Der Konzernbetriebsrat bevorzugt keinen der beiden Übernahmekandidaten”, heißt es in einem Flugblatt, das an alle Mitarbeiter in Deutschland verteilt wurde. Zwar „soll uns glauben gemacht werden, dass GE die erste Wahl für unsere Zukunft sei”. Tatsächlich gehe es dem US-Konzern aber nur um „Gewinnmaximierung”. Der Konzernbetriebsrat spricht von einer „Diktatur der Zahlen” bei den Amerikanern. Tarifverträge und Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung seien für GE „ein rotes Tuch”. Die Bildung von Gremien zur Arbeitnehmervertretung werde „verhindert”.

Alstom: IG Metall und Betriebsrat fordern Schutzschirm für Jobs, aber nur Vorstandschef Wulf bekommt einen neuen Vertrag – vorzeitig

Job-Garantie nur für den Chef

Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros

MM 27. 5. 2014Die Alstom-Mitarbeiter in Mannheim hatten in der Vergangenheit schon mehrfach für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. © rinderspacher

Mannheim. Während die Alstom-Konzernleitung in Deutschland alle Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung kündigen will, erhält ihr oberster Chef, Alf Henryk Wulf (Bild), eine Vertragsverlängerung - sogar vorzeitig. Der Kontrakt mit dem Vorstandsvorsitzenden der Alstom Deutschland AG sei bereits Ende April, also wenige Tage nach Bekanntwerden der Übernahmepläne für Alstom, um weitere drei Jahre verlängert worden, bestätigte eine Sprecherin gestern. Dies sei zum "frühestmöglichen Zeitpunkt" geschehen. Die Verträge der übrigen Vorstände seien dagegen "noch nicht verlängerungsfähig" gewesen und blieben deshalb zunächst unverändert. Derzeit tobt ein Übernahmekampf um Alstom: Sowohl der US-Konzern GE als auch Siemens haben Interesse bekundet.

Ladenburg – Belegschaft der ICL-PP (vormals BK Giulini) setzte sich heute am Standort Ladenburg wieder lautstark zur Wehr

Ladenburg / Metropolregion Rhein Neckar
Um 12.07 Uhr wurde unter lautem Pfeifen und Tröten die Protestkundgebung bei ICL-PP (vormals BK Giulini) am Standort Ladenburg gegen die aktuelle Konzernpolitik eröffnet. Etwa 110 Beschäftigte folgten am 27.05.2014 dem Aufruf des Betriebsrates, gegen ein geplantes Shared-Service-Center in Amsterdam und den drohenden Ausverkauf des Ludwigshafener Standortes, Fahne zu zeigen.

Der Betriebsratsvorsitzende, Georg Selinger, wehrte sich in seiner Ansprache vehement gegen die Ziele der Konzernführung, Renditen in Höhe von 15 – 20 % zu erwirtschaften und dies auf Kosten der Beschäftigten zu verwirklichen. Stattdessen forderte er Zusagen über Arbeitsplatzsicherung, Tarifsicherung, und die Garantie betrieblicher Standards. „Wir wollen wieder in Ruhe arbeiten und wissen, dass es auch in 10 Jahren noch so sein wird."

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Ludwigshafen – ICL-PP (BK Giulini): Der Protest geht weiter

Ludwigshafen / Metropolregion Rhein Neckar – Belegschaft der ICL-PP (vormals BK Giulini) gab heute den Ton an

Mit Ratschen und Tröten fanden unter dem Motto „Wir tanzen nicht nach Eurer Pfeife“ erneut lautstarke Proteste der Belegschaft der ICL-PP (vormals BK Giulini) gegen die aktuelle Konzernpolitik statt. Bereits zum vierten Mal versammelten sich am 26.05.14 vor dem Ludwigshafener Standort etwa 200 Beschäftigte, um gegen die möglichen Folgen des geplanten Shared Service Centers in Amsterdam, gegen den Verkauf von Unternehmensteilen am Standort Ludwigshafen sowie für den Erhalt der beiden Rhein-Neckar Standorte zu protestieren.

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